Leihopa sein – was für eine Aufgabe!

 

Nach den Erfahrungen im Kindergarten (HIER) ergab es sich, dass manche Kinder eine extreme Anhänglichkeit an mich entwickelt haben. Diese Kinder müssen mir regelrecht ihr kleines Herzchen geschenkt haben! Da war zum Beispiel die kleine L. Deren Mutter sprach mich nämlich unverhofft in der Nähe des S-Bahnhofs an. Ich kannte sie nicht – wohl aber sie mich, und zwar vom Elternabend im Kindergarten, wo ich mich vorgestellt hatte.

L. soll nach den Sommerferien eingeschult werden – und muss wohl zu Hause geweint haben, dass sie mich dann nicht mehr sehen kann. Das muss für die Mutter herzerweichend gewesen sein! So habe ich sie dann zunächst sehr vorsichtig gefragt, ob ich denn mal privat L. besuchen kommen kann.

„Würden Sie das tun?“

Nun, ich habe es getan – allerdings erst nach einem ausführlichen Vorgespräch mit der Mutter ohne Beisein von L. Ich hatte nämlich durchaus Ideen, was man als Leihopa machen kann.

Zunächst einmal habe ich mich zutiefst für das unendliche Vertrauen bedankt – schließlich wollte sie ihre kleine Tochter einem völlig fremden älteren Herrn anvertrauen. Egal, fremd war ich ja nicht – und es muss wohl so etwas wie ein Draht gewesen sein. Nun ja, was also habe ich ihr gesagt?

Nun, bei gutem Wetter spielt man draußen – es ist unglaublich, wie viel Spaß es macht, mit Kindern zu toben! Als ich ein Kind war, durfte ich aus tragischen Gründen nicht Kind sein – und jetzt endlich hatte ich die Chance, das nachzuholen! Und ich bin, wenn ich mit Kindern zusammen bin, selbst Kind! Ich tobe wie ein Kind, ich sehe die Welt wie ein Kind. Kein „normaler“ Erwachsener macht das so!

Bei ungünstigem Wetter mache ich Ausflüge – z. B. ins Kinderparadies „Lollihop“ in Aubing bei München. Das ist ein Kindertobeparadies mit zahlreichen Geräten – und ein Horror für Eltern und andere Erwachsene aller Art. Ich dagegen…

Leuchtende Kinderaugen, die völlige Verausgabung der Kinder, die immer wieder zu mir schauen, voller Glück und Lebensfreude… ab und zu mal eine kurze Kuscheleinheit und dann wieder ins Getümmel… ich selbst muss gar nicht viel tun außer zuschauen! Die Lärmkulisse muss man sich dazu vorstellen – es ist eine geschlossene Halle. Wenn man nach draußen kommt, ist man erst einmal fast taub.

Nun ja – ich bin zu gerne dort! Aber es geht natürlich nur mit Kindern! Und deswegen werde ich immer wieder hinfahren.

Für die Eltern ist das auch eine ganz tolle Sache! So müssen sie sich nicht selbst das Lollihop „antun“!

Aber es gibt noch mehr. Zum Beispiel das Seifenblasen-Museum am Münchener Hauptbahnhof – oder ein Lehrspaziergang im Wald, oder…

Wichtig ist, dass ich immer nur Vorschläge mache. Die Initiative muss immer von den Kindern ausgehen! Das macht ihnen natürlich viel mehr Spaß als vor den Fernseher gesetzt zu werden, damit die Eltern Ruhe haben.

 

Und dann sind da natürlich immer wieder die kleinen Zärtlichkeiten. Nicht nur L. kuschelt immer wieder mit mir; will auf den Arm genommen werden; kuschelt und drückt sich an mich; setzt sogar manchmal ein feuchtes Kinderküsschen… Ich rede darüber mit den Eltern und der Kindergarten-Leitung, wenn es dort dazu kommt – und immer erfahre ich Wohlwollen. Und hier gibt es auch eine ganz klare Grenze: Wenn Kinder diese kleinen Kuscheleinheiten einfordern, mache ich gerne mit – es geht mir jedes Mal durchs Herz! Aber, dickes Aber: Niemals darf ich selbst auf die Kinder zugehen! Niemals! Das wäre nämlich schon die Vorstufe zu dem, was mich jedes Mal, wenn es in der Zeitung steht, tief trifft.

 

Juni 2012

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