Fahrgemeinschaft
oder
Eine Geschichte mitten aus dem Leben
„Heiß!“, stellte jemand im Auto fest.
„Und die Hitze wird auch noch andauern. Klimawandel eben!“ Zustimmung vom Beifahrer vorne im Auto.
„Ich kann mich an eine Hitzewelle vor vielen Jahren erinnern. Wir hatten Besuch, und ans Verlassen des Hauses war nicht zu denken. Unsere Gäste damals haben sich für nur ein paar Minuten unter den Kirschbaum im Garten gesetzt“, ließ der Beifahrer vom Rücksitz verlauten.
„Wann war das?“ lautete die Frage vom Beifahrer vorne,
„keine Ahnung, ist schon lange her“, die Antwort von hinten.
„Es kommt vom CO2!“, stellte der vorne fest.
„Das ist nur eine These, die zum Dogma erhoben worden ist.“ widersprach der hinten.
„Du redest wie Trump“. missbilligte der vorne.
„Ich habe das schon gesagt, als den Namen Trump noch niemand kannte.“, sagte der hinten.
Die gute Stimmung war dahin und das Fahrziel erreicht. Der Rest war Mobbing des Beifahrers vorne am Beifahrer hinten für die ganze Dauer des gemeinsamen Termins, und es war wohl auch schon der Gedanke geboren, an dieser Fahrgemeinschaft nicht mehr teilzunehmen.
Gelebtes Zusammenleben kontroverser Ansichten! An diesem Beispiel zum Thema „Klimapolitik“ läßt sich trefflich darstellen, wann und wie ein sachliches Thema zum Dogma wird. Es lässt sich 1 zu 1 übertragen auf die Flüchtlings- und damit auf die Islam-Politik, und auf die Frage: Wie hältst du es mit „Trump“. Stichworte genügen, um Mobbing auszulösen, dieser Art des Ausschlusses aus der Gesellschaft, der großen Fahrgemeinschaft, als Strafe für nichtkonformes Verhalten. Die Einzelnen sind sich dessen nicht bewusst; sie verhalten sich instinktiv konform, verhielten sich selbst dann noch konform, wenn sie die eingeschlagene Richtung selbst als falsch erkannt hätten; denn wer darauf hinweist, ist in ihrer Wahrnehmung nur nonkonform und löst darum Abwehrreaktionen aus.
Letzteres gilt im besonderen für die, die sich darin eingerichtet, die eingeschlagene Richtung bereits verteidigt haben und nicht mehr zurückkönnen, ohne sich selbst korrigieren zu müssen und aus ihrer Sicht damit ihr „Gesicht verlieren“.
Pikanterweise auch, war der Beifahrer vorne kein Fachfremder der Behandlung von Menschen.
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Diese Geschichte sei allen Beifahrern zum Trost gesagt, die gemobbt werden, weil sie den Mund nicht halten können, und zur Warnung derer, die vorhaben sollten, den Mund nicht zu halten. Was den Gemobbten betrifft, so weiß er noch nicht, ob er das nächste Mal wieder mit- oder doch besser allein fahren sollte.
Hannelore Mohringer