Im Eispalast

Lisa (11)

 

Es war ein regnerischer Sonntag. Ich saß auf meinem Bett und las ein spannendes Buch. Um die Schneekönigin ging es. Ich vertiefte mich so sehr in das Buch, dass ich den Regen, der ans Fensterbrett prasselte, gar nicht mehr hörte. Auf einmal war mir ziemlich kalt. Ich wollte nach meiner Bettdecke greifen, aber ich griff ins Leere. Hilfe suchend schaute ich mich um. „Wo bin ich hier?“, fragte ich mich.

Plötzlich hörte ich eine Stimme, die rief: „Du bist im Eisland!“ Ängstlich drehte ich mich um. Ich sah ein Mädchen. Das hatte ein langes sehr schön wärmendes pinkfarbenes Kleid an.

„Wie heißt du, und wer bist du?“ fragte ich.

„Ich heiße Anabell und bin die Tochter der Schneekönigin. Und du, wer bist du?“

„Ich heiße Jana und bin ein ganz normaler Mensch!“, sagte ich.

„Möchtest du mitkommen?“ fragte sie mich, „es wird gleich dunkel, und ich möchte dich ungerne hier allein lassen!“

„Okay, Anabell, ich komme gerne mit!“ rief ich überglücklich.

„Dann komm auf meinen Schlitten“, erwiderte Anabell.

Fröhlich lief ich zu ihrem Schlitten. Anabell nahm die Zügel für den Hundeschlitten, schnalzte mit der Zunge, und wir fuhren los.

Schnell waren wir am Eispalast. Dort hat man uns schon erwartet. Ich aß zu Abend und legte mich ins Bett.

Am nächsten Morgen kam Anabell völlig aufgelöst zu mir ins Zimmer gestürmt und rief: „Jana, Jana, Rosalie ist krank!“

„Wer ist Rosalie“ wollte ich wissen.

„Rosalie ist mein Schneehase!“ rief Anabell.

„Wo ist sie?“ fragte ich. – „In meinem Zimmer!“

Ich lief so schnell ich konnte in ihr Zimmer. Dort lag der Schneehase auf ihrem Bett. „Ich hole die Schneekönigin!“ rief ich ihr zu und war wie der Blitz weg. Als ich zurück war, sagte ich Anabell: „Wir müssen die Schneeheilkräuter finden! Wo gibt es diese Kräuter?“

„Am Polarsee! Wenn wir jetzt aufbrechen, finden wir sie in einer guten Stunde“, antwortete sie.

Gesagt, getan. Wir brachen sofort auf. Ich sah die Kräuter als Erste. „Da sind sie!“, rief ich erleichtert. Anabell und ich fuhren zurück, so schnell wir konnten. Am Eispalast angekommen gaben wir die kräuter dem Hasen, und er war wieder gesund.

Auf einmal wachte ich in meinem Bett auf und dachte: „Alles war nur ein Traum!“

 

© Chris Frey

 

Bemerkung des Rechteinhabers Chris Frey: Dieser Aufsatz war Thema einer Klassenarbeit mit begrenztem Zeitrahmen. Der schöpferischen Phantasie von Kindern ist das sicher nicht förderlich. So hat beispielsweise der Lehrer am Ende des 1. Absatzes moniert, das etwas fehlt. Seine Korrektur-Bemerkung: ‚V Was siehst du?‘

Ich veröffentliche die Geschichte hier aber trotzdem, weil ich es wieder absolut erstaunlich finde, wie Lisa trotz des Zeitdrucks diese Aufgabe umgesetzt hat. Lisa hat natürlich das Kunstmärchen „Die Schneekönigin“ von Hans-Christian Andersen im Gedächtnis. Dies ist übrigens auch eines meiner Lieblingsmärchen.

 

Chris Frey

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