Das Glücksfest
von Chris Frey
Endlich Ferien! Schule macht ja auch Spaß – na ja, manchmal wenigstens, aber Ferien sind Spitze (schon deswegen, weil die blöden Jungs einen dann nicht mehr ärgern können)! Da wäre es doch angebracht, ein Fest zu feiern – au ja, wir feiern ein Glücksfest! Und alle laden wir ein, Mama, Papa, meinen Onkel Micky!
Ein Glücksfest muss man gut vorbereiten. Zum Glück habe ich noch einen kleinen Bruder, der mir gerne helfen will. Zunächst müssen wir die Tür zum Kinderzimmer zumachen. Für Mama und Papa soll es ja eine Überraschung sein.
Zuerst baue ich eine Popcorn-Maschine auf. Das Popcorn stelle ich daneben - wenn jemand Popcorn möchte, machen wir es ganz frisch. Mein kleiner Bruder stellt inzwischen die Bude für das Büchsenwerfen auf. Eine Pyramide aus sechs Büchsen muss mit drei Würfen umgeworfen werden, dann gibt es einen Preis. Und Würstchenschnappen muss sein! Wo kann ich die Schnur mit den Würstchen nur spannen? Ich weiß! Da von der Schranktür zu dem Bilderhaken (dazu muss ich auf mein Bett steigen).
Mein Bruder baut noch einen Stand mit Zuckerwatte, und dann sind wir fertig. Ich reiße die Tür auf und rufe ganz laut durch die Flüstertüte:
,,Meine Damen und Herren, das große Glücksfest ist eröffnet! Hereinspaziert, hereinspaziert.“
Zuerst kam Papa. Der will Büchsenwerfen spielen. Er wirft einmal – zweimal – dreimal. Nicht geschafft – eine Büchse steht immer noch.
Mama kauft Popcorn. Ich schütte eine kleine Menge Popcorn in die Popcorn-Maschine, und - bmlmlmlmlml - dann ist das Popcorn fertig. Mama findet es superlecker!
Dann kommt Onkel Micky. Er kauft bei meinem Bruder Zuckerwatte. Mein Bruder steckt ein Stöckchen in die Zuckerwatte-Maschine - bsSsSsSsSsS - da ist sie! Und sie schmeckt ihm! Mama versucht es dann beim Büchsenwerfen - sie schafft es, schon beim zweiten Mal! Sie bekommt einen Lutscher als Preis.
Plötzlich klingelt es. Es ist Franz, der Junge von gegenüber; bei ihm ist wieder mal keiner zu Hause. Er geht schon in die Oberschule. Ob er auch zu unserem Glücksfest kommen will?
Ich flitze zu ihm und lade ihn ein. Er schaut einen Moment, dann sagt er: ,,Ach, ihr mit eurem Babykram! Murmeln als Popcorn! Und eine Plastikschüssel als Popcorn – Maschine! Albern! Und die kleinen Pappringe dort sollen Büchsen sein? Und Buntstifte als Würstchen? Nein danke, nichts für mich!" Und er geht wieder.
Dann muss ich plötzlich weinen - und mein kleiner Bruder auch...
© Chris Frey
Kommentar schreiben