Eine Weihnachtswettergeschichte ueber das Weihnachtswetter in der Geschichte
Chris Frey
Es ist jedes Jahr das gleiche Problem – bekommen wir eine „Weiße Weihnacht“? Auch meine 8-jährige Enkelin Melina würde diese Frage stellen, das war klar. Und sie stellte sie auch!
„Du, Opa, das wird doch wieder nichts mit Schnee zu Weihnachten, oder? Gibt es überhaupt noch weiße Weihnachten?“
Ich sah aus dem Fenster in das triste Dauergrau. Tropfen an den Bäumen, Trostlosigkeit überall. Ich rief sie zu mir, und nachdem sie sich bei mir eingekuschelt hatte, erklärte ich ihr, was ich inzwischen erfahren hatte.
„Zunächst einmal, warum soll Weihnachten eigentlich immer weiß sein? Sieh mal, als unser Herr Jesus geboren wurde, war es sicher nicht kalt. Wie sonst hätten die Hirten ihre Herden auf den Feldern hüten können?“
„- - -“
„In diesem Jahr hat es zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder geschneit – und zwar dort, wo Jesus geboren wurde. Es kommt halt immer wieder mal vor“.
„Schön, aber in der Schule sagen sie, dass es bei uns immer wärmer wird und irgendwann gar kein Schnee mehr kommt. Nie mehr Weiße Weihnacht?“
„Du solltest so einen Unsinn nicht glauben! Weiße Weihnacht kommt nur alle paar Jahre vor bei uns, das war schon immer so. Außerdem war es früher; viel, viel früher schon mal ganz erheblich wärmer als heute“.
„So richtig wie im Sommer?“ Das klang jetzt fast begeistert. Ich wusste, wie gerne mein kleiner Schatz draußen spielte.
„Na, wie im Sommer wohl nicht. Aber früher, als es noch keine Radios und Tonbänder und Videos und alles gab, haben einige Leute aufgeschrieben, wenn etwas Ungewöhnliches vorgefallen war“.
„Wie warm war es denn da?“
„Pass auf, ich lese einfach mal vor, was ich gefunden habe:
Im Januar 1807 wurden frische Erdbeeren geerntet
„Der warme Winter von dem Jahr 1806 auf das Jahr 1807 hat viel Verwunderung erregt und den armen Leuten wohlgetan; und der und jener, der jetzt noch fröhlich in den Knabenschuhen herumspringt, wird in sechzig Jahren einmal als alter Mann auf der Ofenbank sitzen und seinen Enkeln erzählen, dass er auch einmal gewesen sei wie sie und dass man Anno 6 [=1806], als der Franzos´ in Polen war, zwischen Weihnacht und Neujahr Erdbeeren gegessen und Veigelein (Veilchen) gebrochen habe. Solche Zeiten sind selten, aber nicht unerhört, und man zählt in den alten Chroniken seit 700 Jahren 28 dergleichen Jahrgänge“.
„Erdbeeren zu Weihnachten – die gibt es doch heute auch!“
„Aber nur im Supermarkt von weiß ich woher. Glaubst du wirklich, dass man vor 200 Jahren auch schon Supermärkte hatte?“
„Nein, Opa“, kicherte sie. „Aber Frühling zu Weihnachten – das wär doch was!“
„Na, ich weiß nicht. Aber sieh mal, innerhalb von 700 Jahren 28 mal Frühling zu Weihnachten. Du siehst, wenn einer sagt, dass es früher viel kälter war, ist das Quatsch!“
„Lies mal weiter, Opa! Steht da noch mehr?“
„Aber sicher doch! Hör zu:
Zu Weihnachten 1289 pflückten sie Kornblumen und Veilchen
Im Jahr 1289, wo man von uns noch nichts wusste, war es so warm, dass die Jungfrauen um
Weihnachten und am Dreikönigstag Kränze von Veilchen, Kornblumen und andern trugen.
Im Jahr 1420 war der Winter und das Frühjahr so gelind, dass im März die Bäume schon
verblüheten. Im April hatte man schon zeitige Kirschen, und der Weinstock blühte. Im Mai
gab es schon ziemliche Traubenbeerlein. Davon konnten wir im Frühjahr 1807 nichts
rühmen.
Im Winter 1538 konnten sich auch die Mädchen und Knaben im Grünen küssen, wenn’s
nur mit Ehren geschehen ist; denn die Wärme war so außerordentlich, dass um Weihnacht
alle Bäume blühten.
1572 brüteten die Vögel schon im Februar
Im ersten Monat des Jahres 1572 schlugen die Bäume aus, und im Februar brüteten die
Vögel. Im Jahr 1585 stand am Ostertag das Korn in den Ähren. Im Jahr 1617 und 1659
waren schon im Jänner (Januar) die Lerchen und die Drosseln lustig.
Im Jahr 1722 hörte man im Jänner schon wieder auf, die Stuben zu einzuheizen. Der letzte
ungewöhnlich warme Winter war im Jahr 1748. Summa ist es besser, wenn am St.
Stephanstag (26. Dezember) die Bäume treiben, als wenn am St. Johannistag (24. Juni)
Eiszapfen daran hängen.“
Jetzt war meine Kleine nachdenklich geworden. „Aber das heißt doch, wenn es mal so warm war… später war es doch dann auch wieder kalt, oder?“
„Oh ja, und das ist gar nicht so lange her! Im Jahr 1962 war es Weihnachten so kalt, wie seit hundert Jahren nicht mehr! Immer zwischen -15 und -20 Grad – aber ich weiß noch, wie ich damals als kleiner Junge viel Spaß mit der Kälte hatte! Alle anderen haben geschimpft!“
„Gibt es das bei uns auch wieder?“
„Ganz sicher, mein Kind! Vielleicht schon im nächsten Jahr?“
© Chris Frey. Der Autor bedankt sich bei Herrn Joachim Barkow für die Zusammenstellung der historischen Fakten.
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Eric Hoyer (Donnerstag, 16 Juli 2020 09:04)
Hallo und einen guten Tag,
ich habe den Beitrag über 700 Jahre und die warmen Winter irgendwo im Internet vor vielen Jahren gesehen, offensichtlich ohne Autor. Hier sehe ich nun einen Autor, wobei aber nicht gesagt wird woher die Daten tatsächlich stammen. Diese historischen Aussagen müssten aber einen Quelle der Information haben auf die Bezug genommen wird, dies ist hier auch nicht angegeben. Daher gehe ich noch von anderen Quellen oder einem speziellen Bericht aus.
Daher kann nur die Umschreibung eigentlich als Autor der historischen Daten gelten aber nicht die Daten und deren Herkunft.
Da ich einiges über Wetter geschrieben und berichtet habe und auch die 2000 Jahres Zyklen erstellte, dies überwiegend nach meinen Beobachtungen, zum Teil aus historischen Beiträgen von Orten und Wetter und Not.
So würde ich mich freuen wenn ich erfahren kann woher die Daten tatsächlich stammen die im o.g. Beitrag unter "innerhalb von 700 Jahren 28 mal Frühling zu Weihnachten"
Mit freundlichem Gruß
Eric Hoyer
Umweltansicht@gmail.com
Chris Frey (Donnerstag, 16 Juli 2020 09:19)
Vielen Dank, Herr Hoyer,
ich stimme Ihnen im Prinzip zu. Ich war aber von der Zuverlässigkeit der Date ausgegangen. Zeit und Fähigkeit, eigene Recherchen anzustellen, habe ich aber nicht. Vielleicht kann man nach dem Namen des Autors googeln?
MfG Chris Frey